Weiterlesen: Kapitel 4.3C © ProLitteris, Josef Estermann
3.4B: Geburtsjahre der jährlich wegen Heroin- oder Kokainkonsums angezeigten Personen, 1990-1993.
Diese Darstellung macht deutlich, daß stetig neue Jahrgänge von Konsumierenden durch die Repression belastet werden. Maximale Belastung erfuhr 1990 der 67er Jahrgang mit 600 Verzeigten, 1991 der 68er Jahrgang mit 800, 1992 der 70er mit 900, 1993 der 71er Jahrgang mit 1’100 Verzeigten und im Jahre 1994 ebenfalls der 71er Jahrgang mit 1’000 Verzeigten. Die Geburtsjahrverteilungen zeigen allerdings auch die abnehmende relative Belastung der älteren Jahrgänge, obwohl die Belastung in allen Jahrgängen von 1990 bis 1993 anstieg.
Die Grafik G4.3.4C stellt die Altersverteilung der im Jahre 1993 Verzeigten nach Geschlecht dar. Repressiv erfaßte Frauen sind im Mittel jünger als Männer.
G4.3.4C: Geschlecht und Alter der im Jahre 1993 wegen Heroin- oder Kokainkonsums angezeigten Personen.
Bei den Verurteilten und bei den Strafgefangenen verschiebt sich die Altersverteilung weiter nach rechts (Grafik G4.3.4D und G4.3.4E). In das Gefängnis eingewiesene Personen sind durchschnittlich älter als verurteilte und diese wiederum älter als polizeilich angezeigte. Dies hängt damit zusammen, daß härtere Sanktionen selten nach erstmaliger Auffälligkeit erfolgen und daß zwischen Anzeige und Einweisung einige Zeit vergeht. Verurteilte Frauen sind durchschnittlich jünger als verurteilte Männer, doch differieren die Altersverteilungen nicht sehr stark. Bei den Gefängnisinsassen sind im Jahre 1993 keine geschlechtsspezifischen Altersunterschiede zu beobachten. Die Zahl der eingewiesenen Frauen ist allerdings sehr klein.
G4.3.4D: Geschlecht und Alter der im Jahre 1993 wegen Betäubungsmitteldelikten verurteilten Personen.
G4.3.4E: Geschlecht und Alter der im Jahre 1993 wegen Betäubungsmitteldelikten in den Strafvollzug Eingewiesenen.
Die beste Darstellung des zeitlichen Verlaufs der «Drogenepidemie» überhaupt unter Berücksichtigung der sich verändernden Registrierungsaktivität der Instanzen sozialer Kontrolle läßt sich mit der Altersverteilung bereits bekannter und erstmals registrierter Personen im Zeitverlauf erreichen. Dies geschieht hier mittels fünf Grafiken G4.3.4F bis G4.3.4J für die Jahre 1990 bis 1994.
G4.3.4F: Alter der Erstmaligen und der wiederholt polizeilich Erfaßten, 1990.
Das Jahr 1990 bildet die Bezugs- und Referenzgröße für die Veränderung der Repressionsstruktur und -intensität in den folgenden Jahren. Es zeigt sich, daß der Anteil der Erstmaligen ziemlich hoch liegt, bei den bis 20jährigen höher als bei den übrigen Altersklassen (Grafik G4.3.4F). Die relative Altersverteilung der Erstmaligen ist um etwa ein Jahr nach links verschoben, wie übrigens in den folgenden Jahren auch. Im Jahre 1991 wird die Repression verstärkt, und zwar sowohl gegenüber bereits bekannten wie gegenüber bisher nicht bekannten Personen. Es zeigt sich auch das spezifische Bemühen, noch unbekannte Personen zu erfassen: Der Anteil der Erstmaligen steigt an. Dies ist das Bild des Auffindens bisher repressiv unbelasteter Gruppen (Grafik G.4.3.4G). ProLitteris